Handball (mjB): Wenn Handball zur Kopfsache wird…

07.11.2021: Tuspo Weende – HG ELM (mjB): 26:32 (12:15)
Wenn Handball zur Kopfsache wird…

Am vierten Spieltag empfing die mjB des Tuspo Weende, welche zeitweilig den ersten Platz erkämpfen konnte, den Tabellensechsten der HG ELM. Die Gäste haben mit zwei interessanten Spielverläufen in den ersten beiden Partien von ihrer Gefährlichkeit überzeugen können und in Weende war man vorgewarnt. Erneut erfolgte eine handballerische Achterbahnfahrt…

Mit Beginn der Partie übernahm Weende direkt die Führung, durch einfache und schöne Tore aus dem Rückraum. Jonah eröffnete die Partie durch den ersten Willenstreffer, welcher von einem brachialen Rückraumwurf von Tom ausgebaut wurde (2:0). ELM erkämpfte sich direkt im Anschluss einen 7m, der jedoch durch Mika pariert werden konnte. Das Spiel begann also ausgeglichen mit guten Szenen auf beiden Seiten und einem gut aufgelegten Weender Angriff. Auch die Abwehr stand weitestgehend solide, machte aber in den letzten und entscheidenden Prozenten die falschen Entscheidungen, sodass die Gegner immer wieder von ihrem guten Rückraumspieler Ben Baeumler oder dem dazugehörigen Linksaußen profitieren konnte. Hier hakte die Feinabstimmung und die abgesprochenen Würfe der ELMer Außen konnte immer wieder im kurzen Eck versenkt werden. Der Tuspo verpasste es diese Stellschrauben nachzubessern und dadurch Tore des Gegners zu verhindern (3:1, 4:4, 7:7).

Durch viele erfolgreiche gegnerische Angriffe konnte auch das eigene Tempospiel nicht wirklich initiiert werden und das Positionsspiel vorne kam zusätzlich und unnötigerweise ins Stolpern. Dadurch konnte sich ELM erstmals eine Führung erspielen (9:11). Falsche situative Entscheidungen oder nicht mehr sinnig vorbereitete Abschlüsse im Angriff, wurden auf der anderen Seite knallhart durch die Gäste bestraft, die mit kühlem Kopf ihren Vorsprung ausbauten (9:14). In dieser Phase wurde das Spiel neben der körperlich intensiven Betätigung für Weende um den Faktor „Kopf“ ergänzt. Dahingehend muss festgestellt werden, dass wir diesen Punkt noch nicht so beherrschen wie wir es eigentlich müssten, wodurch das Spiel letztlich schnell in die eine oder andere Richtung kippen kann. Das zeigt sowohl die Schlussszene der ersten Halbzeit als auch die danach folgenden Situationen nach der Halbzeit. Beim Spielstand von 11:15 und 24:30min auf der Uhr erfolgte die Auszeit der Gäste. Die Heimansage war klar: „Ball erobern und auf 3 Tore verkürzen“. Gesagt getan und so erkämpften sich die Blauen sehenswert den Ball. Jonah verwandelte bei 24:57min, knapp drei Sekunden vor Schluss, mit einem Gewaltwurf kurz nach der Mittellinie zum 12:15 Halbzeitstand. Alles drin und machbar, aber das wird eine Menge Arbeit werden, so wurde es von allen Beteiligten festgestellt aber nun kam es auf die Umsetzung an.

Zurück aus der Kabine erfolgte ein Weender Spiel wie man es bisher aus den ersten beiden Saisonspielen kannte und es im dritten über Strecken auch vorhanden war: Teamgeist, Wille, Wachsamkeit und Effizienz führten dazu, dass der Spielstand von 12:15 innerhalb von 1:53min auf 15:15 angepasst werden konnte. Das Spiel war erneut offen. Die eigens herausgespielte Unterzahl des Gegners konnte in der darauf folgenden Phase nicht effektiv genutzt werden, bevor das „Weender Kopfproblem“ den Spieltag ab der 30min besiegeln sollte und ELM letztlich in die Lage versetzte, zwei Punkte entführen zu können. Nachdem man sich innerhalb kürzester Zeit sehr schön wieder ins Spiel gebracht hatte, ebbte der eigene Wille das Spiel zu drehen danach gefühlt permanent ab und es war zu merken, dass die Jungs bisher in der Saison keinem Rückstand hinterherlaufen mussten. Dabei kann man ihnen nicht den Willen zum Handballspielen absprechen, sich jedoch selbst aus der eigens eingebrockten Situation nachhaltig herausholen zu wollen, musste die recht gut gefüllte Weender Halle jedoch schmerzlich vermissen. Die Gäste der HG ELM spielten konstant ihren eigenen Stiefel weiter herunter. Dieser war zwar nicht von Schnelligkeit geprägt, jedoch aber von hocheffizienter Kleingruppenarbeit, welche immer wieder zum Torerfolg führte (16:16, 17:19, 18:21).

Die eigene Ineffizienz wurde in der entscheidenden Phase des Spiels lediglich noch von der Schiedsrichterleistung unterboten (34. Minute). Auf Zuruf gegebene 2min-Strafen sowie an Theatralik schwer zu überbietende Einlagen mancher Gästespieler, die aus FairPlay-Sicht selbst mit einer Strafe hätten geahndet werden sollten, führten zu einer letztlich 10-münitigen Unterzahl auf der eigenen Seite (18:22, 19:26). Aber auch hier ist es der eigene Kopf der über den Umgang mit solchen Situationen entscheidet, auch wenn alle Mittel und Tricks angewendet wurden, letztlich zeigten genau diese ihre Wirkung und Weende ließ sich davon noch mehr aus dem Konzept bringen, anstatt sich auf die eigene Leistung zu fokussieren und sich mit einem „jetzt erst recht“ dagegen aufzubäumen. Diese Schiedsrichterleistung ist auch daher verwunderlich, da die beiden Unparteiischen bereits zuvor in der laufenden Saison die bis dato beste Leistung der bisherigen Schiedsrichterpaare ohne jegliche Beanstandung absolvierten, diese klare Linie wurde jedoch heute ab der zweiten Halbzeit vermisst. Klar ist aber auch, dass daran das Spiel nicht verloren ging, dass hat die Mannschaft mit mangelnder Chancenverwertung und der fehlenden Bissigkeit selbst zu verantworten und sie muss dies in der kommenden Trainingswoche selbst mit sich ausmachen und aufarbeiten.

Zuletzt gehen an dieser Stelle gesundheitliche Genesungswünsche an Niels, der sich an der Schulter verletzte. Eine entsprechende Diagnose steht noch aus. Seine zurückliegenden sehr guten Leistungen am Kreis und in der Abwehr müssen daher durch die Mannschaft aufgefangen und kompensiert werden. Gute Besserung!

Damit verliert der Tuspo zu Hause die eigene weiße Weste, sodass man neidlos anerkennen muss, dass die an diesem Tag abgezocktere und siegeshungrigere Mannschaft der HG ELM die zwei Punkte ergatterte. Zukünftig muss weiter vom „verkopften“ Handball losgelassen werden, denn die zwischenzeitlichen Phasen zeigen eindeutig das Können und Potenzial der Mannschaft. Heute konnten wir aber in vielen kleinen entscheidenden Momenten nicht frei aufspielen, sodass das Endergebnis von 26:32 als ein Weckruf verstanden werden muss (20:28, 21:29, 24:30).

Am kommenden Sonntag den 14.11.2021 steht direkt das nächste Topspiel an, bei dem der ehemalige Tabellenerste aus Weende (aktuell Platz 3) auf die bisher ungeschlagenen Gäste sowie den neuen Tabellenführer der JSG Münden/Volksmarshausen trifft. Anpfiff ist um 14:30Uhr in Weende. Über zahlreiche Unterstützung freuen wir uns sehr.

Für den Tuspo spielten: Mika Großkopf (Tor), Jonah Reiners (9), Julian Wulf (4), Tom Germershausen (3), Niels Scheffler (3), Mika Schurmann (3), Noah Donath (1), Luca Fischer (1), Felix Betker (1), Simeon Bagus (1), Max Veith (1).

Aktuelle Tabelle (07.11.2021) – Link: https://hvn-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaHBDE.woa/wa/groupPage?championship=HVN+2021%2F22&group=276328

Spielverlauf nuLiga: https://hvn-handball.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaDokumentHBDE.woa/wa/nuDokument?dokument=meetingReportHB&meeting=6958450&etag=c7be969e-b317-4802-854a-784c2a3e639f

Autor: Marc Hampel